Videoschnitt: Apple iMovie, Final Cut Pro X oder Adobe Premiere?

Videoschnitt: Apple iMovie, Final Cut Pro X oder Adobe Premiere?

Seit ich meinen YouTube Kanal gestartet habe und dort Videoschnitte präsentiere, fällt in privaten Gesprächen und auch in den Kommentaren häufig die Frage: „Mit welchem Programm schneidest du deine Videos?“ Mit diesem fortlaufenden Beitrag möchte ich meine Erfahrungen mit den Programmen iMovie, Final Cut Pro X und Adobe Premiere Pro präsentieren, diskutieren und updaten.

 

Windows oder Mac?

Ich habe mich sehr stark im Umfeld der Schnittprogramme umgesehen und ausprobiert. Es ist ein breiter Markt, der wiedermal der Grundsatzdiskussion unterliegt: Windows oder Mac.

Ich möchte an dieser Stelle nicht stark in diese Diskussion einsteigen – daher nur drei kurze Sätze dazu: In meinen Augen ist das Betriebssystem und die Abstimmung mit der Hardware von Apple für jegliche Grafikbearbeitung besser geeignet – darin ist auch der Videoschnitt enthalten. Es ist nachgewiesen, dass man für die gleichen Arbeitsschritte auf dem Mac bis zu 3-mal weniger Klicks bzw. Aktionen laufen lassen muss, wie es auf einem Windows Computer üblich ist. Ich bin auf den Apple Zug aufgesprungen und damit überaus zufrieden.

Die drei wesentlichen Schnittprogramme auf dem Mac sind iMovie, Final Cut Pro und Adobe Premiere. Im Grunde geht es hier darum, die Vorzüge und Anwendungsbereiche der Programme darzustellen. Ich hoffe, dass euch diese Auflistung zu einer eigenen Abwägung und Entscheidung hilft.

 

Apple iMovie

iMovie Logo

Apples Standardsoftware kommt schon sehr stark daher, wenn man bedenkt, dass es sich um Freeware handelt (sofern man sich schon der teuren Investition eines Macs hingegeben hat, sei hierbei gesagt).

iMovie bedeutet für mich: Schneller, einfacher und zufriedenstellender Cut. Es ist Einsteigersoftware die aber auch im Amateur Bereich mit einigen Kniffen sehr gut verwendbar ist. Insbesondere für Daily Video Blogs oder Schnitte, die ohne Special Effects auf reine Story setzen und einem gewissen Zeitdruck unterliegen ist iMovie eine sehr gute Option. Man ist mit wenigen Klicks bei einem Schnitt, der präsentierbar ist.

 

Clipüberblick:

Nach dem Import in ein Projekt kann man die einzelnen Sequenzen gut überblicken. Vorteil bei Apples Software (sowohl iMovie als auch FinalCut): Ein Sneak Peak in die wichtigsten Sequenzen ist mit einer einfachen Mouse-Over Bewegung möglich. So bekommt man schnell einen Überblick, welche Szene geeignet ist.

In der Clipübersicht lassen sich gewisse Effekte ganz schnell auf alle ausgewählten Clips übertragen. So ist es bei mir bspw. häufig so, dass ich die GoPro Aufnahmen farblich an andere Kameras anpassen will. Das lässt sich sehr schnell für alle Clips handhaben. Ebenso kann man die Toneinstellung direkt für alle Clips vornehmen. Damit lassen sich im Nachhinein viele einzelne Klicks sparen!

 

Timeline:

Die Timeline von iMovie ist dynamisch aufgebaut, wie man es von Apple gewohnt ist. Die Clips werden als einzelne Bausteine dargestellt. Übergänge (auch Transitions genannt) können einfach in den Zwischenraum der Clips gelegt werden und werden dann angewendet. Jedoch bildet diese einfache Timeline auch eine der größten Limitationen von iMovie: Es sind nur maximal 2 Videospuren möglich. Bei Audio sind es ebenso 2. Das bietet nicht viel Spielraum und ist bei professionelleren Projekten nicht zu akzeptieren.

Farbeinstellung:

Hier kommen nun die Problematiken der Einsteigersoftware iMovie: Die Farbeinstellungen sind auf das minimalste heruntergebrochen. Für den Einsteiger völlig ausreichend: Helligkeit, Kontrast und Sättigung. Auch gewisse „Farbfilter“ gibt es, aber das ist eigentlich nur Spielerei.

Wie so häufig bei Apples Software wurde hier auf das minimalste beschränkt um einfache und schnelle Anwendung auch für den Einsteiger möglich zu machen.

Anmerkung:

Die Timeline (oder zu Deutsch „Zeitleiste“) bildet den Kern eines Video-Schnitt-Projektes. In vielen Schnittprogrammen steht diese im absoluten Vordergrund. Ein Curser durchläuft hierbei chronologisch die verschiedenen Spuren und gibt alle Inhalte wieder, die am bestimmten Zeitpunkt liegen.

Wie viele Video-, Einstellungs- und Tonspuren dabei möglich sind, liegt an der jeweiligen Software. Ebenso ist die Darstellung und Bearbeitung unterschiedlich. Apple ist für die dynamische Timeline bekannt – Clips werden als Bausteine dargestellt, Zwischenräume auch als solche. Man hat das Gefühl, einen Baustein an den nächsten zu liegen. Die Clips „kleben“ dabei aneinander. Wenn man einen neuen Clip zwischen zwei vorhandene einfügt, rückt die gesamte Timeline auseinander. Premiere setzt hierbei sehr viel stärker auf eine Bindung an die Zeit. Auch „Leerräume“ sind möglich. Die Timeline ist statischer, was auch Vorzüge haben kann.

 

Technik:

Vorteil an iMovie (der natürlich auch bei FinalCut greift) – der Verbund von Software und Hardware am Mac nutzt die Kraft des Computers komplett aus. Ebenso ist ein Vollbildmodus am Mac möglich, der bei Premiere nicht möglich ist. Beim Schnitt hat man daher ein sehr gutes Look&Feel im Programm.

 

Fazit iMovie:

iMovie ist ein gutes Tool für jeden Einsteiger und auch Amateur/Profi wenn es mal sehr schnell gehen muss und auf jegliche spezielle Einstellungen verzichtet werden kann. Wenn die Story im Vordergrund steht, ist man mit iMovie schon sehr schnell bei einem Ergebnis. Apple ermöglicht durch Reduktion auf die wesentlichen Einstellungen und die einfache Anordnung auch dem Laien einen guten Einstieg in den Videoschnitt.

 

Apple Final Cut Pro X

Final Cut Pro X Logo

Jetzt kommen wir in den professionelleren Bereich. Sowohl für Final Cut Pro als auch Adobe Premiere muss man Geld investieren – allein das sollte ein Beweggrund sein, sich im Vorfeld schon mit der Software auseinanderzusetzen.

Apples Final Cut Pro ist dabei das professionellere iMovie. Wesentlich ist hierbei eine erhöhte Anzahl an Einstellungsmöglichkeiten, eine erhöhte Anzahl an Video- und Tonspuren und professionellere Text- sowie Effektintegration.

 

Clipüberblick:

Auch bei FinalCut ist eine schnelle MouseOver-Vorschau Funktion integriert. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass sich Einstellungen (insbesondere Farbeinstellungen) nicht einfach auf alle Clips anwenden lassen. Warum dem so ist, erschließt sich mir nicht ganz – denn diese Funktion erspart bei iMovie wirklich sehr viel Zeit.

Timeline:

Dynamisch und groß – Final Cut Pros größtes Argument (in meinen Augen) ist die dynamische Timeline, die aber bis zu 10 Videospuren und auch 10 Audiospuren zulässt. Damit hat man viel Platz zum Austoben. Vorteil auch hier: Extrem einfacher „Drag n’ Drop“ Mechanismus, der bedingt, dass man Clips einfach einfügen, verschieben und löschen kann und sich die Timeline daran gesamtheitlich anpasst.

Farbeinstellung:

Natürlich sehen wir uns bei Final Cut Pro einer größeren Palette an Farbeinstellungen gegenüber, als bei iMovie. Schade jedoch, dass sich Farbeinstellungen nicht so einfach und flexibel auf die Gesamtheit der Clips anwenden lässt. Das kostet Zeit, ist aber u. U. lohnenswert.

Großer Vorteil: Anwendung von sogenannten LUTs möglich. Diese voreingestellten Farbfilter ermöglichen richtige Kino-Farben in der eigenen Produktion. Ich muss zugeben, dass ich LUTs bisher nur in einigen kleinen Testprojekten ausprobiert habe – die Ergebnisse einiger Bekannter sind jedoch enorm. Es ist definitv ein Feld, in das ich mich mehr einarbeiten möchte und diesen Beitrag bei Zeiten updaten werde.

Technik:

Auch bei Final Cut Pro reden wir von einer von Apple selbst entwickelten Software, die perfekt auf die Hardware des Macs abgestimmt ist.

 

Fazit Final Cut Pro X:

Final Cut Pro als professionelleres iMovie macht es Apple Nutzern leicht, von der Standardsoftware auf die Profisoftware umzusteigen. Die Mechanismen bleiben ähnlich, der Funktionsumfang ist erweitert. Entscheidender Unterschied der Apple Software: Die dynamische Timeline und nachgewiesen weniger Klicks. Ich persönlich erfahre dadurch auch klare Zeitersparnis. Ob es nun an den Analysen der Profis liegt oder daran, dass ich die Apple Software einfach stärker gewohnt bin, sei dahingestellt.

 

Adobe Premiere Pro

Adobe Premiere Pro Logo

Auch Adobe liefert mit Premiere eine Profi-Software im Massenmarkt, mit der auch schon einige Hollywood Regisseure ihre Filmprojekte editiert haben. Premiere ist als das Pendant zu Apples Final Cut Pro zu sehen. Bei vielen YouTube Größen stehen diese beiden Programme im Fokus der Schnitt-Diskussion.

Clipüberblick:

Abobe bedient sich im grundsätzlichen Aufbau der Software einer Ordnerstruktur, wie man es auch von Windows gewohnt ist. So ist es auch in der Clipübersicht des jeweiligen Projekts. Man hat das Gefühl im typischen Windows Dateisystem unterwegs zu sein.

Die Clips werden dabei als einzelne Kacheln angezeigt. Durch Klicken und Ziehen eines kleinen Scrollbalkens am unteren Rand der Kachel wird eine Vorschau erzeugt. Hier kommt das von mir erwähnte „Mehr Klicken“ auch bei Adobe zu tragen.

Vorteil hier: Die Ordnerstruktur ermöglicht eine tolle Organisation der Clips im Vorhinein.

 

Timeline:

Diese bildet den größten Unterschied zwischen Adobe Premiere und Final Cut Pro. Auch hier hat man ausreichend Video- und Tonspuren. Den Unterschied bildet jedoch die „Statik“. Während wir bei Apple von den „dynamischen“ Timelines gesprochen haben, sind wir bei Adobe „statisch“. Bedeutet, dass wenn ich zwei Clips an einen bestimmten Zeitpunkt auf der Timeline lege – beispielsweise direkt aufeinander folgend – dann kann ich mit einfachem Drag n Drop keinen dritten Clip in die Mitte der beiden Clips legen. Bei Apples Software würde sich die gesamte Timeline dynamisch anpassen und „auseinanderrücken“ – bei Adobe müssen wir hier das gesamte Projekt mit „Strg“+A fassen und manuell auseinanderziehen.

Diese statische Timeline hat jedoch auch klare Vorteile. Es ist für einige Projekte von extremer Bedeutung gezielt auf die Zeit zu achten. So kann man Szenen an bestimmte Zeitpunkte setzen und man sieht gut, wieviel Platz man vor dieser Szene zur Verfügung hat.

Die Darstellung der Timeline ist bei Adobe auch eher faktisch und nicht grafisch geregelt. Es handelt sich bei den Einzelsequenzen um viereckige Kacheln die nahtlos abschließen. Bei Apple habe ich hierbei die Bausteine angesprochen, die Zwischenräume besitzen, in die man Übergangseffekte einziehen kann.

Farbeinstellungen:

Premiere ist aus dem Hause Adobe – Adobe ist auch für Photoshop, Lightroom, InDesign … etc. bekannt. Wer sich schon einmal mit diesen hochkomplexen Programmen auseinandergesetzt hat, weiß um deren Funktionsumfang. Und so ist es auch bei Premiere: Der Kreativität sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Es ist eine hochkomplexe Software und so ist auch deren Funktionsumfang in Sachen Farbeinstellungen. Ich gebe zu: gänzlicher Durchblick ist nahezu unmöglich.

Technik:

Beim Schnitt mit Premiere auf dem Mac fällt mir auf, dass die Software die CPU sehr gut ausnutzt. Was jedoch stört, ist, dass man das Schnittfenster nicht im Vollbild öffnen kann. Diese Problematik auf dem Mac hat Adobe auch bei Photoshop. Der Grund erschließt sich mir nicht.

 

Fazit Adobe Premiere:

Premiere ist aufwendig, aber lohnt sich. Wenn es eben nicht das „schnelle Urlaubsvideo“ sein soll, sondern eine Produktion mit detaillierter Farbeinstellung, besonderen Übergängen und eventuell sogar Animationen, dann kommt man an Premiere nicht vorbei. Auch ein nicht auszugrenzendes Detail ist hier wichtig: Adobe Premiere arbeitet natürlich super mit der weiteren Infrastruktur von Adobe zusammen – so gibt es sehr schöne Schnittstellen und Parallelen mit Photoshop / Illustrator etc.

 

Vergleich: FinalCut vs Premiere

 

Ich habe oben die einzelnen Vorzüge der beiden mächtigen Programme erläutert – nun möchte ich sie in den Vergleich setzen.

Ganz einfache persönliche Faustregel: Wer auf Windows steht, ist mit Adobe Premiere gut beraten. Wer auf Apple steht, ist mit Final Cut Pro gut beraten.

Windows steht hierbei eher für das „faktische“, bei dem alles einstellbar ist, der Funktionsumfang riesig, die Anwendung komplex, aber dennoch sehr gut im Ergebnis. Durch diese hohen Funktionsumfänge lassen sich detailliertere und stärkere Projekte realisieren – sie brauchen aber durchschnittlich mehr Zeit!

Apple steht hierbei für „grafisch“ und auch für die oft erwähnte „Dynamik“. Dinge fliegen von A nach B, Mousebewegungen sind durchdacht, Klicks oft unnötig und alles ist schön übersichtlich dargestellt. Dabei muss man hier beim Funktionsumfang Abstriche machen. Insbesondere verzichtet man auf das starke Ökosystem der Adobe Creative Cloud. Es lassen sich also nicht so hoch detaillierte Projekte umsetzen – dafür in weniger Zeit.


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